Und nun heißt es endlich rein in die Herde…

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Aus gemachten Fehlern, neuen Informationen und Wissen, Rückmeldungen von Mensch und Tier habe ich für unseren Stall ein 3 Stufen Modell entwickelt:

1. Stufe:
Das neue Pferd kommt 10 Tage in Quarantäne. Warum 10 Tage? Die Inkubationszeit von Herpes beträgt bis zu 10 Tage, von Druse sogar länger. Dazu gibt es einen tollen Podcast von Dr. Veronika Klein (Kernkompetenz Pferd): https://kernkompetenz-pferd.de/herpes-beim-pferd/
Das Pferd muss entwurmt sein und mindestens Tetanus (und Influenza) geimpft sein. Das Pferd benötigt eine Haftpflichtversicherung.
Das neue Pferd steht separat, hat aber immer Sichtkontakt zur Herde. Es teilt sich nicht einen gemeinsamen Unterstand oder Stallung, da der Infektionsdruck in Innenräumen höher ist als im Freien.
Da das Pferd separat steht, kannst du mit dem Besitzer die Rationsgestaltung absprechen. In welchem Zustand ist das Pferd, als es ankommt? Übergewichtig, untergewichtig oder genau richtig? Lass dich da nicht ausschließlich vom Gewicht lenken, sondern versuche den BCS zu bestimmen. Ganz grob kann man sagen, dass die Höhe des Fettkammes (in cm) dem BCS entspricht. Wie man den BCS genauer bestimmt und Rationen berechnet, kannst du dir ebenfalls super über den Podcast von Veronika Klein „Kernkompetenz Pferd“ aneignen oder an ihrem Kurs „Das gesunde Pferd“ teilnehmen. Ich selber mache im Juni an der TWI von Conny Röhm ein Webinar mit und im September bin ich endlich mal wieder auf einer Fortbildung im Live-Format bei der Dipo.
Bedenke bei der Fütterung, dass Pferde Dauerfresser sind, d.h. vermeide lange Fresspausen und füttere bodennah für eine gesunde Fresshaltung. (Vorsicht bei Heunetzen und Pferden mit Hufeisen!)
Hast du eine gemischte Herde und Stutenzuwachs lohnt sich die Quarantänezeit doppelt. Oft rossen die Stuten erstmal kurz nach ihrer Ankunft und es ist wesentlich entspannter das erstmal abzuwarten.

2. Stufe:
Am 11. Tag wird der Bereich des neuen Pferdes bis zur Gemeinschaftsraufe erweitert. Hier ist ein beschnuppern und eine direkte Kontaktaufnahme möglich. In der Regel wird hier schon geklärt, wer wann wie fressen darf. Wichtig dabei ist, dass der Neuling seine gewohnte Futterstelle behält und auch die Herde mehr Futterplätze hat als Herdenmitglieder. So kann das Konfliktpotenzial beim gemeinsamen Fressen gesenkt werden. Auch hier macht es wieder Sinn dafür zu sorgen, dass es keine langen Fresspausen gibt, dann schiebt auch keiner Hunger und ist auf Krawall gebürstet.
Super ist es mit dem Neuling schon mal zusammen auszureiten oder gemeinsam Spazieren zu gehen, so lernt der neue Besitzer die Wege kennen und die Pferde können sich auch noch besser aneinander gewöhnen. Nach getaner Arbeit können beide gemeinsam an der Anbinde ihr Futter fressen. Auch wenn man als neuer Einsteller sein Pferd nur putzt ist es gut, ein Pferd aus der Herde dazu zu stellen. Gerade wenn das neue Pferd in der fremden Umgebung etwas aufgeregt ist, hilft es ihm, sich zu beruhigen.

3. Stufe:
Im Idealfall (das klappt bei uns auch nicht immer) findet mit mehreren Einstellern ein schöner gemeinsamer Ausritt statt. Die Pferde sind ein bißchen ausgepowert, zufrieden und haben ein kleines Hüngerchen. Wenn die Herde auf die Wiese geht, geht der Neuling direkt mit. In der Regel interessieren sich alle in erster Linie für das Gras. Es gibt viel Platz. Der Boden ist griffig.
Gras. Genau, wir integrieren NUR während die Wiese offen ist. Das bedeutet, wenn im Winter jemand aus dem Stall auszieht, bleibt der Platz bis zur Weidesaison unbesetzt, auch wenn das wirtschaftliche Einbuße bedeutet, denn das Wohl der Pferde steht bei uns an erster Stelle.

Damit es auch im Paddock harmonisch abläuft, wenn die Pferde von der Wiese zurück kommen, ist es super, wenn du neben viel Platz darauf achtest, dass Durchgänge nicht zu schmal sind, dass es nirgends eine Sackgasse oder spitze Ecken gibt. Es hilft, wenn du mehr Fressstellen als Pferde hast.

Bei uns sind fast alle barhuf unterwegs und zumindest für die Integration müssen die Hintereisen ab.